Das Schwarzspecht-Pärchen (Dryocopus martius) im Buchenwald
© Text & Bilder: Alexander Dietz
Schwarzspecht (Dryocopus martius) w
Endlich ist es mir gelungen, den grössten aller einheimischen Spechte, den Schwarzspecht, vor die Linse zu bekommen. Wie oft habe ich ihn schon im Flug oder hoch oben in den Baumwipfeln beobachtet. Einmal sogar vier Vögel die sich gegenseitig einen Baum hochgetrieben haben. Ob sich ein Schwarzspecht im Wald aufhält, ist akustisch sehr schnell auszumachen. Sein charakteristisches "krü... krü... krü..." wenn er von einem Baum zum anderen fliegt, sein jammerndes "klieeh... klieeh... klieeh..." oder das schnelle "kwihkwihkwihkwih" sind unüberhörbar und hat wohl mancher Waldbesucher, ohne zu wissen wer da ruft, schon wahrgenommen. Wo er wohnt, fliegen die Späne - charakteristisch auch seine Nahrungsbäume, stehendes und liegendes Totholz mit vielen herumliegenden Holzspänen. Bedenkt man die Grösse des Vogels, muss schon eine beachtliche Zahl an Ameisen gefressen werden um satt zu werden. Trotzdem ist ein Ansitzen an den Fressplätzen mit vernünftigem Zeitaufwand wohl unrealistisch - zu gross ist sein Revier.
Junger Schwarzspecht (Dryocopus martius) m
Was trotz aller Suche in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, war plötzlich "ganz einfach". Durch "Zufall" zur richtigen Zeit am richtigen Ort, entdeckte ich Vogel und Höhle an einer Rotbuche etwa 20 m über dem Boden. Die ganze Situation entsprach exakt dem Beschrieb seiner bevorzugten Wohnumgebung. Freistehende Buche mit freiem Zu- und Abflug, Hanglage, Laubmischwald mit Tannen. Da es kurz vor Sonnenuntergang war und sich das Licht im Walde schon merklich verschlechterte, beschränkte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Standplatz zum Fotografieren.
Am nächsten Tag war wieder sonniges Wetter und ich machte mich auf, mein Glück zu versuchen. Während des Marsches zum Baum hörte ich ihn in der Ferne schon jammern. Ich wollte genug früh da sein, um ihn mit dem Aufbau des Tarnzeltes nicht zu vertreiben. Die Steilheit des Geländes machte es nicht gerade einfach, das Zelt gescheit aufzustellen, hatte aber den Vorteil, näher dran zu sein und nicht zu steil nach oben fotografieren zu müssen. Ich war definitiv (für diesen Tag) viel zu früh da. Die Zeit, als er sich am Vortag am Baume aufhielt, war längst vorbei und das Licht wurde immer schlechter, als sein "krü...krü...krü..." immer näher kam. Plötzlich war er da, der lang ersehnte schwarze Vogel mit seinem "kurligen" Verhalten. Und es war nicht nur einer, es war ein Weibchen und ein Männchen, die x-mal an- und abflogen, ins Loch stiegen und daraus direkt wieder abflogen. Trotz des abnehmenden Lichtes konnte ich sie noch eine halbe Stunde beobachten, fotografieren und kurz filmen.
klieeh... klieeh... klieeh... Schwarzspecht (Dryocopus martius) m
Schwarzspechte (Dryocopus martius) w + m
Schwarzspecht (Dryocopus martius) w
Schwarzspecht (Dryocopus martius) m
Fürs erste bin ich zufrieden mit dem Erreichten. Ich nehme mir aber vor, am nächsten sonnigen Tag den Baum wieder aufzusuchen. Vielleicht kommen sie dann früher zum Loch und es gibt sogar Fotos mit Sonne. Ob sie den Bau im Frühjahr auch zum Brüten benutzt werden, wird sich weisen. Ihr Verhalten von nahem zu beobachten, wird mir zukünftig die Suche von anderen Spechthöhlen wesentlich erleichtern.
Eine kleine Werkschau mit Arbeiten von Dryocopus martius
Spechtbaum - Fichte mit neuem Loch
Spechtbaum - Fichte mit neuem Loch
Spechtbäume - Fichten mit altem und neuem Loch
Spechtbaum - Fichte mit altem Loch
Spechtbaum - alte Buche
Spechtbaum - Fichte mit altem und neuem Loch
Kiefer mit kleinen Spechtlöchern
An morscher Kiefer spitzt er die Baumrinde ab
Spechtbaum - morsche Fichte