Der violette Grashüpfer - eine Laune der Natur im Bergsturzgebiet am Rossberg
© Text & Bilder: Alexander Dietz
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Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Eigentlich war am 27. Mai ein anderes Foto-Projekt geplant. Aber wie es manchmal so ist, kommt etwas dazwischen, auf das man keinen Einfluss hat. Diesmal war es eine wegen einer Baustelle gesperrte Strasse. Laufen? Keine Option. Umdisponieren? Kein Problem, gehört doch Flexibilität zur Grundausstattung eines Naturfotografen. So begebe ich mich ins Goldauer Bergsturzgebiet um, mit etwas Glück, neue Orchideen für das Bildarchiv zu entdecken.
Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus)
Farbvariante Pantone 240C
Wer schon im Abbruchgebiet unterwegs war weiss, wie unerbittlich auch im Frühjahr die Sonne da reinbrennt und wie heiss es zuweilen werden kann. Ausdauer ist da sehr gefragt. Und doch braucht es manchmal eine Extraportion Motivation, in der Geröllwüste weiter nach Fotoobjekten zu suchen. Schon auf dem Rückweg ins Tal, entschloss ich mich trotzdem noch, auch den nächsten Weg ein Stückweit abzulaufen. Viel fotogenes gab es nicht zu entdecken, ausser . . . ein 15mm langes, violettes Etwas, das sich beim genauen Hinschauen als Grashüpfer entpuppte.
So auffällig wie der daherkommt, wird der sicher einfach zu bestimmen sein, zumal ich der Meinung bin, so einem schon im Heuschreckenbuch begegnet zu sein. Aber weit gefehlt. Ein Grashüpfer in der Farbe Pantone 240C oder ähnlich ist da nirgends zu finden. Des Rätsels Lösung könnte sein, dass es sich bei dieser Farbvariante um eine Genmutation, bezeichnet als Erythrismus/Rufinismus, handeln könnte. Nachzulesen ist aber auch, dass bei weiblichen Nachtigall-Grashüpfern so gefärbte Individuen "normal" sind und gelegentlich vorkommen können.
Bei diesem weiblichen Grashüpfer, wohl ein Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus), handelt es sich noch um eine Nymphe, also einem Jungtier vor der letzten Häutung zum Vollinsekt (Imago). Dass so eine auffällige Farbgebung für ein langes Leben nicht von Vorteil sein kann, versteht sich von selbst und so ist es nicht verwunderlich, dass rosarote Imagines praktisch nicht beobachtet werden können. Diese spezielle Dame in einem Gebiet zu entdecken, wo vor über 200 Jahren 40 Mio m3 Gestein zu Tale donnerten, ein Zufall? Manchmal hat es auch etwas Gutes, wenn nicht alles wie geplant läuft. Auch eine Erfahrung, die einen Naturfotografen eine gewisse Gelassenheit lehrt.
PS - Eine neue Orchidee hat es auch noch gegeben.