Samstag, 24. August 2019

Libellen in der Schweiz

Libellenarten in der Schweiz 

© Text & Bilder: Alexander Dietz


NEU: 18.06.2023 Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus)

Alle Fotos zu diesem Thema und noch viel mehr finden Sie auf unserer Bilddatenbank.

Vor 300 Mio Jahren zählten die Vorfahren der uns heute bekannten Libellen zu den grössten Insekten die je gelebt haben. Sie erreichten Flügelspannweiten um 70cm und Rumpfdurchmesser bis 3cm. Ihre Nachfahren treten bezüglich Grösse wesentlich bescheidener auf. Von den weltweit rund 6000 bekannten Arten sind oder waren in der Schweiz weniger als 100 heimisch. Während einige Arten durch die Zerstörung ihrer Lebensräume ausstarben, wandern durch das veränderte Klima neue, wärmeliebende Individuen aus dem Süden bei uns ein.
Blauflügel-Prachtlibellen (Calopteryx virgo)
Blauflügel-Prachtlibellen (Calopteryx virgo) m im Schwirrflug

Die wahre Schönheit dieser flinken Insektenjäger erschliesst sich erst bei genauerem hinsehen. Unscheinbar braune bis feuerrote Tiere mit Körperlängen von 3cm bis 8cm lassen sich in Gewässernähe und fernab, ruhend oder auf der Jagd, entdecken. Die Populationsgrössen der verschiedenen Arten erreichen von Frühling bis Herbst zu unterschiedlichen Zeiten ihre Höhepunkte. 
Emmental
Jede Art hat ihre bevorzugten Lebensräume an Quellgewässern, Moorgewässern, Kies- / Lehmgrubengewässern, Seeufern, kleinen und grossen Fliessgewässern, Wiesengräben oder kleinen Teichen. Um solche, zum Teil seltenen Populationen zu bewahren und zu schützen, müssen im Laufe des Jahres auch in Naturschutzgebieten Mäharbeiten durchgeführt werden um Gewässer und Riedland vor dem Zuwachsen und Verbuschen zu bewahren.
Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) (w) vertilgt . . . 

. . . eine Gemeine Viehbremse (Tabanus bromius). Libellen leben räuberisch und erbeuten über und unter Wasser alles was sie überwältigen können. Kleine Insekten werden im Flug verspeist.
Schlüpfende Grosslibelle
Schlüpfende Libelle

Das Larvenstadium ist der längste Lebensabschnitt der Libellen und dauert je nach Art wenige Wochen bis sechs Jahre. Zum Schlüpfen wandern die Larven am Land oder im Wasser an Pflanzen hoch.
Exuvie einer Grosslibelle
Exuvie einer Libelle nach dem Schlüpfen

Nach dem Schlupf der Imago benötigen sie zum Teil mehrere Wochen bis zur Geschlechtsreife, bevor sie zur Paarung und zur Eiablage wieder ans Larvengewässer zurück kehren.

Blutrote Heidelibellen (Sympetrum sanguineum) bei der Paarung
Blutrote Heidelibellen (Sympetrum sanguineum) bei der Paarung

Grosse Königslibelle (Anax imperator) - Eiablage
Grosse Königslibelle (Anax imperator) - Eiablage in die Vegetation unter Wasser

Die Eiablage erfolgt auf verschiedene Arten. Durch einstechen in Wasser- oder Uferpflanzen, Abstreifen auf der Wasseroberfläche oder auf Algen, sowie Abwerfen ins Wasser oder auf den Boden. Libellenweibchen produzieren bis zu mehrerren Tausend Eier die erst bei der Ablage befruchtet werden.

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)


Die Lebensdauer der adulten Tiere beträgt bei den meisten Arten durchschnittlich sechs bis acht Wochen. Gewisse Arten leben auch nur etwa zwei Wochen lang. Die längste Lebensdauer als ausgewachsene Libellen haben in Mitteleuropa die Winterlibellen (Gattung Sympecma), welche als erwachsene Tiere überwintern und dadurch zehn bis elf Monate leben.


Kleinlibellen / Wasserjungfern (Zygoptera)


Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens)
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens)
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens) m

Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens)
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens) w

Die Gebänderte Prachtlibelle lebt an grösseren Fliessgewässern mit offener Mitte und Röhricht an den Rändern.


Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) m

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) w

Die Blauflügel-Prachtlibellen halten sich bevorzugt an kühlen, kleinen Fliessgewässern in den Niederungen auf.


Frühe Adonisjungfer (Pyrrhosoma nymphula)

Frühe Adonislibelle / Frühe Adonisjungfer (Pyrrhosoma nymphula)
Frühe Adonislibelle / Frühe Adonisjungfer (Pyrrhosoma nymphula) w

Frühe Adonislibelle / Frühe Adonisjungfer (Pyrrhosoma nymphula)
Frühe Adonislibelle / Frühe Adonisjungfer (Pyrrhosoma nymphula) m

Die Frühe Adonislibelle macht ihrem Namen alle Ehre, ist sie doch die Libellenart die in der Schweiz als erste schlüpft. Ab mitte April taucht die prächtig gezeichnete Art, die keine grossen Ansprüche an ihre Fortpflanzungsgewässer stellt, auf und kann durch ihre Auffälligkeit gut entdeckt und beim Sonnen auf der Vegetation beobachtet werden. 


Grosses Granatauge (Erythromma najas)

Grosses Granatauge (Erythromma najas)
Grosses Granatauge (Erythromma najas) m

Grosses Granatauge (Erythromma najas)
Grosses Granatauge (Erythromma najas) w

Die 30-36mm langen Granataugen sind auf grössere, offene Gewässer mit Schwimmblattvegetation angewiesen. Diese zwei lebhaften Exemplare wurden fernab ihres Fortpflanzungsgewässers am Wegrand im NSG Sägel-Schutt am Lauerzersee entdeckt. Das Hauptverbreitungsgebiet des Grossen Granatauges liegt nördlich der Alpen bis zum Polarkreis.


Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)

Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes) m

Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes) w

Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes) m noch nicht ausgefärbt

Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes) m

Die Blaue Federlibelle ist die einzige der Art Platycnemis die in der Schweiz anzutreffen ist. Trotz der vielen Farbvariationen (von grünlich, bläulich, cremefarben bis rosa und porzellanweiss) kann sie leicht an ihren verbreiterten und gefiederten Hinterbeinen erkannt werden. Auffällig sind auch die weit auseinander stehenden Augen und die schöne Zeichnung auf dem Hinterleib der Männchen bei der Ansicht von oben. 

Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Auffällige Form und Zeichnung der Schienen der Blauen Federlibelle (Platycnemis pennipes) m


Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum)

Gemeine Becherjungfern (Enallagma cyathigerum)
Gemeine Becherjungfern (Enallagma cyathigerum) m + w (männchenfarbiges Weibchen)

Gemeine Becherjungfern (Enallagma cyathigerum)
Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum) noch nicht ausgefärbt


Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)

Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) w

Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) w

Die gemeine Winterlibelle überwintert als einzige Libellenart in Europa als Imago und nicht als Larve.


Zarte Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum)
Zarte Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum)
Zarte Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum) m

Zarte Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum) w


Die Zarte Rubinjungfer, auch Späte Adonislibelle genannt, ist in der Schweiz sehr selten anzutreffen und die zum Teil isolierten Populationen werden als stark gefährdet eingestuft.


Grosse Pechlibelle (Ischura elegans)

Grosse Pechlibelle (Ischura elegans)
Grosse Pechlibelle (Ischura elegans) w

Grosse Pechlibelle (Ischura elegans)
Grosse Pechlibelle (Ischura elegans) w - männchenfarbiges Weibchen

Grosse Pechlibelle (Ischura elegans)
Grosse Pechlibelle (Ischura elegans) m mit zwei Binsenschmuckzikaden (Cicadella viridis)


Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella)

Paarungsrad Hufeisen-Azurjungfern (Coenagrion puella)
Paarungsrad Hufeisen-Azurjungfern (Coenagrion puellaw + m


Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis)

Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis)
Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis) w


Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa)

Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa)
Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa) m


Grosslibellen (Anisoptera)



Westliche Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)

Westliche Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
Westliche Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) m

Westliche Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)

Die Westliche Feuerlibelle, ursprünglich in den warmen Regionen Südeuropas, Afrikas und Vorderasiens beheimatet, wird erst seit den 1990er Jahren in der Schweiz regelmässig beobachtet. Die Männchen sind signalrot wobei die intensität der Rotfärbung mit der Umgebungstemperatur im Zusammenhang steht. Dieses schöne Männchen war die erste Sichtung am Gartenteich und erschien sporadisch über mehrere Tage im Sommer 2019.


Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus)

Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) m (22.05.2023)

Frisch geschlüpfte Keiljungfer am Zugersee auf der Chiemen-Halbinsel bei Immensee. Die Gemeine Keiljungfer besiedelt bei uns in erster Linie Fliessgewässer des Tieflandes, seltener – wie hier - auch flache Ufer von Seen.

Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea)

Falkenlibelle / Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea)
Falkenlibelle / Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea) m


Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica)

Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica) m


Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

Vierflecklibelle (Libellula quadrimaculata)
Vierfleck (Libellula quadrimaculata) m

Vierflecklibelle (Libellula quadrimaculata)
Vierfleck (Libellula quadrimaculata) w


Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum)

Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum)
Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum) m


Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)

Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) w

Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) m . . .

Grosser Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
. . . mit erbeuteter Kleinlibelle


Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens)

Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens)
Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) m
 
Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) w


Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)

Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum) w

Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum) m


Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)

Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)
Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) m

Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)
Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) m ganz schwarz und ein gelberes . . .

Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)
. . . Exemplar auf 1000müM mit weissen Flügelmalen (Pterostigmen)


Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) m . . .

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
. . . im Flug und . . . 

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
. . . bei der Paarung


Grosse Heidelibelle (Sympetrum striolatum)

Grosse Heidelibelle (Sympetrum striolatum)
Grosse Heidelibelle (Sympetrum striolatum) m


Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum)

Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum)
Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum) m


Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus)

Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus)
Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) m

Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus)
Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) w


Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii)

Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii)
Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) m

Die Cordulegaster boltonii ist im Vergleich zur Cordulegaster bidentata in der Wahl ihres Lebensraumes viel flexibler und darum wesentlich häufiger anzutreffen. Ihre Entwicklung dauert 3-5 Jahre und der Lebensraum ist nicht auf Europa beschränkt.


Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata)

Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata)
Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) m

Die Cordulegaster bidentata ist der Cordulegaster boltonii sehr ähnlich, jedoch deutlich seltener anzutreffen. Sie besiedelt quellnahe, kühle und sauerstoffreiche Bereiche von Fliessgewässern. Die Entwicklung von der Larve bis zum Vollinsekt dauert 4-6 Jahre. Ihre Präsenz ist einfacher durch Funde von Larven oder Larvenhüllen als durch Imagines zu belegen. Ihr Lebensraum beschränkt sich ausschliesslich auf Europa. Dieses Exemplar sonnte sich am Wegrand im Goldauer Bergsturzgebiet. 


Plattbauch (Libellula depressa)

Plattbauch (Libellula depressa)
Plattbauch (Libellula depressa) w

Plattbauch (Libellula depressa)
Plattbauch (Libellula depressa) m


Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) m

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) w


Grosse Königslibelle (Anax imperator)

Grosse Königslibelle (Anax imperator)
Grosse Königslibelle (Anax imperator) m, etwas mitgenommen . . .

Grosse Königslibelle (Anax imperator)
. . . und ein Exemplar mit ganzen Flügeln

Grosse Königslibelle (Anax imperator)
Eiablage einer Grossen Königslibelle (Anax imperator)


Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis)

Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis)
Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis) m

Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis)
Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis) m


Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)

Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)
Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) m


Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles)

Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles)
Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles) m


Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)

Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) m

Die Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) ist die kleinste Art unter den Edellibellen


Alexander Dietz - Fotograf BR - Obstgarten 4 - CH-6402 Merlischachen / Schweiz

Montag, 10. Juni 2019

Air2030 Teil 4 - Lockheed-Martin F-35A

Air2030 Teil 4 - Lockheed Martin F-35A in Payerne (VD) - Evaluation NKF für die Schweizer Luftwaffe

© Text & Bilder: Alexander Dietz

Alle Fotos zu diesem Thema und noch viel mehr finden Sie auf unserer Bilddatenbank.


F-35 PinAb dem Jahre 2025 soll ein neues Kampfflugzeug die in die Jahre gekommene F-5 Tiger und F/A-18 Hornet Flotte der Schweizer Luftwaffe ersetzen. Nach dem negativen Volksentscheid über den Saab Gripen-Kauf im Jahre 2014 und der aus technischen Gründen vermehrt sinkenden Verfügbarkeit der F/A-18 hatte der Bundesrat 2017 das VBS ermächtigt, die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und Mittel zur bodengestützten Luftverteidigung im Umfang von maximal 8 Milliarden Franken zu planen. 
Im Januar 2019 haben fünf Kandidaten ihre Offerten für neue Kampfflugzeuge für die Schweizer Armee an armasuisse übergeben. Von April bis Juli 2019 werden die Jets auf dem Militärflugplatz Payerne (VD) einer Flug- und Bodenerprobung unterzogen. Fotos der F-35A, F/A-18E/F, Rafale und Eurofighter Typhoon in Payerne finden Sie auf unserer Bild-Datenbank unter dem Stichwort Air2030.

F-35 Lightning II für die Schweiz?

1993 wurde das Joint-Strike-Fighter Programm (JSF) mit dem Ziel gestartet, für Air Force, Navy und Marine ein gemeinsames Flugzeug zu entwickeln. Die Basisversion X-35A setzte sich im Jahre 2001 gegen das als zu komplex erachtete Konkurrenzmodell von Boeing durch und soll die Lücke zwischen der F/A-18E/F Super Hornet der Seestreitkäfte, die nur über beschränkte Stealth-Fähigkeiten verfügt und der F-22A Raptor der US Air Force, deren Kosten aus dem Ruder liefen und die zudem nicht für den Export bestimmt waren, schliessen. 2011 begann die Serienproduktion der drei verschiedene Modelle, die F-35A  (Luftwaffe), F-35B STOVL (Marine) und F-35C (Navy). Die F-35 soll die bei vielen Luftwaffen ältere Muster wie die F-16 Fighting Falcon ersetzen.

Landung der HL AF 13-5081 am 07. Juni 2019 in Payerne
Landung der HL AF 13-5081 am 07. Juni 2019


Ankunft der Flugzeuge

Spät am Abend des 31. Mai landeten vier Lockheed Martin F-35A Lightning II (13-5077, 13-5079, 13-5081, 13-5083) der US Air Force auf dem Militärflugplatz in Payerne. Vom 6. bis 13. Juni fand die Luft- und Bodenerprobung mit den Flugzeugen des 388th Fighter Wing, 34th Fighter Squadron "Rude Rams" von der Hill AFB in Utah, in der Schweiz statt.


Medienorientierung durch Lockheed Martin

Am 07. Juni 2019 hielt Lockheed Martin eine Medienorientierung auf dem Militärflugplatz Payerne ab. Wie schon bei der Präsentation der Boeing F/A-18E/F Super Hornet nahm auch diesmal der US Botschafter in der Schweiz, Ed McMullen an der Veranstaltung teil. Vor versammelter nationaler und internationaler Presse legten die Repräsentanten von Lockheed Martin die Gründe dar, warum die F-35A Lightning II für die Schweiz das am besten geeignete Flugzeug ist.

Medienorientierung von LM auf dem Flugplatz Payerne

Ausgestellte F-35A Lightning II HL AF 13-5079


Abmessungen
Die F-35A CTOL ist 15,67m lang, 10,67m breit und 4,57m hoch. Die Flügelfläche beträgt 42,7m2. Das Flugzeug wiegt leer 13,2t, das maximale Abfluggewicht liegt bei 31,7t. Die internen Tanks fassen 8,3 Tonnen Treibstoff die für einen Einsatzradius ohne Luftbetankung von 1080 km reichen. Externe Tanks können keine mitgeführt werden.

Eine zweisitzige Version der F-35 ist derzeit nicht geplant.

Cockpit
Im Cockpit der F-35 findet ein Panorama-Cockpit-Display (PCD) (ca.50x20cm) Anwendung, das die Übersicht für den Piloten verbessert und durch die Touch-Screen-Auslegung diesen entlasten soll. Die F-35 ist das erste US-Kampfflugzeug, das als Serienmaschine über eine Sprachsteuerung verfügt. Europäische Maschinen wie der Eurofighter oder die schwedische Saab JAS 39 Gripen verwenden Voice-Control serienmässig. Alle F-35 Varianten verfügen einen US16E / Mk.16 Schleudersitz von Martin-Baker, der auch bei Eurofighter, Rafale und PC-21 eingebaut wird.
Panorama-Cockpit-Display (PCD) (ca.50x20cm)

Takeoff der F-35A HL AF 13-5077

Triebwerk
Ein Pratt & Whitney F135-100 Turbofan Triebwerk mit 128kN ohne und 191kN mit Nachbrenner beschleunigt die Lightning II auf eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,6 und bringen sie auf eine Dienstgipfelhöhe von 15,200mDas Schub-Gewichts-Verhältnis liegt minimal bei 0,88, maximal bei 1,48.

HL AF 13-5081 beim Start mit Nachbrenner in Meiringen (12.06.2019)

Gemäss Lärmmessungen der USAF im Jahre 2008 ist die F-35 in "takeoff-configuration" 9 dB, "cruise-config" 18 dB und in "approach-config" 10 dB lauter als eine F-15 Eagle. (Link) zu den veröffentlichten Daten inklusive Vergleich mit der Boeing F/A-18E/F Super Hornet.

Alan Norman, Chief Test Pilot von Lockheed Martin vor den Medien

Von der F-35 werden drei verschiedene Modelle gebaut
 
                                F-35A CTOL (conventional takeoff and landing)
                                F-35B STOVL (short takeoff and vertical landing)
                                 F-35C CV (Carrier)



EKF
Zu Gunsten der Stealth-Fähigkeiten und im Glauben an die elektronische Überlegenheit wurden bei der Wendigkeit Abstriche gemacht. Auf diese Weise soll die Bedrohung durch immer weiter reichende Lenkwaffen und Sensoren bestmöglich neutralisiert werden. Darüber hinaus wurde ein starker Fokus auf vernetzte Kriegsführung und Situationsbewusstsein gelegt, sodass die Maschine über mehrere leistungsfähige Sensoren, Datenlinks und Benutzerschnittstellen verfügt. Durch das Zusammenwirken dieser Technologien sollen feindliche Kräfte bereits auf große Distanz geortet und bekämpft werden, noch bevor diese die F-35 selbst erfassen können.

HL AF 13-5081 rollt nach dem Einsatz zur Box 2


"Walk around" F-35A Lightning II

AN/AAQ-40 EOTS (Electro-Optical Targeting System) und 
einer von sechs DAS-IR Sensoren unter der Nase

Vor dem Bugfahrwerk befindet sich das optische Zielsystem AN/AAQ-40 EOTS (Electro-Optical Targeting System) von Lockheed Martin, basierend auf dem Sniper ATP-Pod. Im Luft-Luft Modus können Luftziele anhand ihrer Wärmeemissionen erfasst und verfolgt werden.

AN/AAQ-37 Sensoren auf der Nase vor dem Cockpit

Zum Selbstschutz verfügt die Maschine über das AN/AAQ-37 Electro-optical Distributed Aperture System (DAS) von Northrop Grumman. Sechs hochauflösende IR Sensoren über den Rumpf verteilt gewährleisten eine ungestörte Rundumabdeckung zum Schutz vor Lenkwaffen und aktivieren Gegenmassnahmen ohne Zutun des Piloten.

Hochempfindliche Sensoren des AN/ASQ-239 zur Erfassung von Radarstrahlung sind in den Flügel-Vorderkanten und an den Hinterkanten des Höhenruders eingebaut. Das System umfasst neben den üblichen Infrarot- und Radar-Täuschkörpern unter dem Rumpf auch geschleppte Radar-Störkörper vom Typ AN/ALE-70, die nach dem Ausstoßen die vom ASQ-239 generierten Störsignale in einiger Distanz hinter der Maschine aussenden.


Heckansicht mit einem Fenster des DAS-IR Sensors und . . .

. . . der gezähnten Düse des Pratt & Whitney F135-100 Triebwerks

Die gezähnte Form soll Radarstrahlen von der Quelle weg reflektieren und so die IR Signatur reduzieren. Die Düse wird von den meisten Seiten durch Höhenruder und Seitenleitwerk abgedeckt und soll so besser vor Beschuss durch IR Lenkwaffen geschützt werden. Solche gezähnte Kanten finden sich an der ganzen Maschine, unterstützt durch Radar absorbierende neuartige Verbundwerkstoffe und auf der Oberfläche eingesetzte Beschichtungen. 

Bordkanone mit Magazin darüber die Öffnung für die Boom-Luftbetankung

 Je zwei "Luneburg Lens Radar Reflectors" unter dem Rumpf und . . .

. . . auf der Rumpfoberseite tarnen die F-35 als konventionellen Fighter

"Luneburg Lens Radar Reflectors" macht die F-35 am Radar sichtbar und lässt den Gegner im Glauben, dass es sich um ein älteres Kampfflugzeug und nicht um einen Stealth-Fighter handeltGegnerische Radarbetreiber werden nicht übermässig viel Zeit damit verbringen, das Flugzeug zu verfolgen und seine Kampffähigkeiten zu ermitteln. Experten haben das Lüneburg-Linse als den effizientesten derzeit erhältlichen passiven Radarreflektor bezeichnet, der weder eine Stromversorgung noch eine Wartung erfordert. Die USAF und andere Betreiber haben Luneburg Reflectors bei ihren Stealth-Jägern installiert.

Das Flugzeug verfügt über ein Raytheon AN/APG-81 AESA Radar 
(screenshot)


Eine vierläufige 25mm GAU-22/A Gatling-Kanone von General Dynamics mit 3300 Schuss pro Minute ist auf der linken Rumpfseite eingebaut. 180 Schuss Munition stehen maximal zur Verfügung. Die beiden grünen Streifen sind "Formation Lights" für den Nachtflug, darunter der Zugang zum Betankungssystem.


Warnung vor dem Fanghaken

Detail auf dem Rumpf

Der Spotter-Anlass am Nachmittag

Durch Lockheed Martin organisiert: Fotowand und Souvenirs . . .


. . . sowie Catering für die zahlreichen Besucher

Um 15:15 Uhr rollt die F-35A Lightning II HL AF 13-5077 . . .

. . . zum Start auf Piste 05

F-35A Lightning II HL AF 13-5081 beim Takeoff ohne NB

16:56 Uhr - Landung der F-35A HL AF 13-5077

Gedränge am Zaun für ein gutes Bild

F-35A HL AF 13-5081 mit der mittelalterlichen Kirche von Morens

IR Kurzstrecken Luft-Luft Lenkwaffe Raytheon AIM-9X Sidewinder

Die maximale Waffenlast an 6 Aussenstationen und Rumpfschächten beträgt 8200kg. Werden Waffen an den Aussenstationen mitgeführt, verliert die Maschine die Stealth-Eigenschaften.

Pratt & Whitney F135-100 Turbofan Triebwerk mit maximal 191 kN Schub

Die Produktion der Lightning II wird bis zum heutigen Tag von technischen Problemen, Kritik an der Einsatzfähigkeit und hohen Kosten begleitet. Der Stückpreis der A-Variante soll bei 90 Mio USD liegen. Von den fünf an der Evaluation teilnehmenden Flugzeugtypen liegen für die F-35 bisher die meisten Bestellungen vor. Über das Jahr 2030 hinaus wird mit einem Absatz von 2500 Maschinen gerechnet. So wurden die verschiedenen F-35 Versionen von folgenden Nationen bestellt und sind teilweise schon im Einsatz: USA, Australien, Belgien, Dänemark, Israel, Italien, Japan, Korea, Niederlande, Norwegen, Türkei und Grossbritannien.


Ersetzt die F-35A Lightning II ab 2025 die McDD F/A-18C/D Hornet?

Ob der Bund für acht Milliarden Franken neue Kampfjets und Fliegerabwehrsysteme kauft, soll das Stimmvolk entscheiden. Die Typenwahl jedoch soll im Gegensatz zum Gripen-Entscheid, diesmal nicht beim Volk, sondern  in der Kompetenz des Bundesrates liegen.

Wir danken Kaj-Gunnar Sievert von der Abteilung Kommunikation armasuisse für die freundliche Unterstützung und den Zugang zu den bisherigen Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Evaluation eines neuen Kampfflugzeuges für die Schweizer Luftwaffe.


zur


Alexander Dietz - Fotograf BR - Obstgarten 4 - CH-6402 Merlischachen / Schweiz