Mittwoch, 8. November 2023

05.11.2023 - Polarlicht über dem Zugersee


Aurora Borealis über der Schweiz


© Text & Bilder: Alexander Dietz

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Polarlicht über dem Zugersee und der ChiemenHalbinsel
05. November 2023 - Aurora borealis über dem Zugersee
 

     Nach der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober 2023 waren am Abend des 5. November über der Schweiz und weiten Teilen Mittel- und Südeuropas (Türkei, Griechenland) wiederholt Polarlichter (Aurora borealis) zu sehen und zu fotografieren.

 

     Wer die Polarlichter am Sonntag mit eigenen Augen gesehen hat, wird feststellen, dass die grell leuchtenden, übersättigten Rottöne der Fotos in den Medien nicht unbedingt dem realen Erscheinungsbild entsprechen. Ich fand manche Farben recht fantasievoll durch die jeweiligen Aufnahmegeräte aufbereitet. Wer solche Farben in natura sucht und erwartet, wird enttäuscht sein oder das Polarlicht gar nicht als solches erkennen. Auch die grünen werden über Kontrast und Sättigung zuweilen bis zum Kitsch bearbeitet. Wer Druckdaten von grünen Polarlichtern erstellen muss, merkt sofort, wie schwierig es ist, das Grün so leuchtend zu erhalten, dass nach der Druckumwandlung die Farben einigermassen erhalten bleiben. Für den Netzauftritt effekthascherisch aufbereitet, "kippen" die meisten Farben bei der Umwandlung zu Druckdaten vollends. Wird schon beim Fotografieren das Bild zu stark überbelichtet, ist nachher – trotz riesen Kontrastumfang der Kameras – nicht mehr viel zu retten.

 

     Vor kurzem wurde ich am Chiemen am Ufer des Zugersees gefragt: «....ob es stimme, dass Nordlichter von Auge gar nicht zu sehen sind und nur von Kameras erfasst werden können?». Meine Antwort war JEIN. Sind grüne Polarlichter von Auge sehr gut zu erkennen, machen es die roten nicht so leicht mit dem entdeckt werden. Auf meinen Norwegen-Reisen machte ich die Erfahrung, dass die roten auf dem Display sehr gut zu sehen waren, am Himmel aber war – trotz klarem Wetter – meist nur ein diffuser Nebel- oder Dunstschleier vorhanden. Wer diesen nicht wahrnimmt, wird auch keine Kamera aufstellen. Vielleicht mit ein Grund, dass die Roten viel weniger Eingang in Fotoforen und Blogs finden.

 

Entstehung des Polarlichtes

 

     Wie entsteht dieses faszinierende Naturschauspiel? Die Polarlicht-Aktivität steigt mit der Zahl der Flecken (wo die Sonnenwindausbrüche stattfinden) auf der Sonnen-Oberfläche. Findet ein solcher Ausbruch direkt zur Erde hingewandt statt, trifft das Plasma mit 500-800 km/s nach 2 bis 3 Tagen auf das Magnetfeld der Erde. Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten der Atmosphäre beginnen zu leuchten. Findet ein grosser koronaler Massenauswurf statt, lassen sich die nächsten Jahre auch bei uns weitere dieser faszinierenden Leuchterscheinungen am Nachthimmel beobachten. Der 11-Jahres-Zyklus der Sonnenaktivität wird um das Jahr 2025 den Höhepunkt erreichen. Auf der Südhalbkugel heissen Polarlichter Südlichter / Aurora australis.

 

Rosa Höhe um 100 km (Stickstoffatome).

Grün Höhen von 100 bis 300 km (Sauerstoffatome). In hohen Breitengraden am häufigsten.

Rot Höhen von 300 bis 400 km (Sauerstoffatome). In unseren Breitengraden sichtbar.

Blau / Violett (Wasserstoff- und Heliummoleküle). Von blossem Auge kaum wahrnehmbar.  

 

Durch die Erdkrümmung sind in unseren Breiten vorwiegend die roten Polarlichter in Höhen bis 400 km zu sehen.

 

 Leicht rötliche Farbe des Himmels und ein hell strahlender Raumflugkörper.
Die ISS oder chinesische Tiangong waren es nicht
 

Das Polarlicht über dem Chiemen


     Ich hatte mir vorgenommen, bei der nächsten Chance auf Polarlicht auf die Seebodenalp zu fahren und es – passend zu meinem Buch über die Chiemen-Halbinsel – über dem Zugersee zu fotografieren. Es war den ganzen Sonntag stürmisches Wetter und das sollte sich auch auf 1100 m.ü.M. nicht ändern. Beim warten auf das "Leuchten" befand ich mich stimmungsmässig sofort wieder im hohen Norden. Jacken-mässig gut ausgerüstet, war ich mit dem Beinkleid bei dem böigen Westwindsturm und Temperaturen nur wenig über 0 °C etwas zu optimistisch. Aber da musste ich jetzt halt durch. Am Zugerseeufer wurden irgendwann die nervös blinkenden Sturmwarnungen abgestellt. Hier oben chuutete es aber böig weiter und ich hoffte, dass Stativ und Kamera beim Belichten nicht zu fest vibrieren.


     Schon das erste Foto zeigte, dass am Himmel, für hiesige Verhältnisse, etwas besonderes vonstatten ging. Zwischen den Wolken war der Himmel leicht rötlich gefärbt und auch sonst hatte er spezielle Farbtöne, die jemand, der es noch nie erlebt hat, aber nicht mit Polarlichtern in Verbindung bringen würde. Es war dieses schwache Leuchten wie schon in Norwegen. Dort empfand ich die mondlosen Nächte nie so dunkel wie zu Hause. 

 

     Nach zwei Stunden warten wurde über den Wolken am Horizont ein diffuser, nur leicht rötlicher Dunst sichtbar. Ein erstes Foto bestätigte meinen Eindruck - der Himmel war rot. Zum Glück schob der Sturm die Wolken zügig vor sich her und so wurde ich vor dem Herannahen des nächsten Wolkenfeldes mit einer grösseren Lücke beglückt. Der ganze Spass dauerte höchstens 5 Minuten – das Leuchten war weg, die Wolken da. Ich wartete noch weitere zwei Stunden. Als von Westen her die Wolken immer dichter wurden, packte ich zusammen. Kurz nach 23 Uhr war ich wieder zu Hause – um 24 Uhr begann es wie aus Kübeln zu schütten. 

 

     Mit etwas (Wetter)Glück wird es nicht das letzte Polarlicht gewesen sein. Aber eines über dem Chiemen zu erwischen ist schon toll - Ziel erreicht.

 

Polarlicht über dem Zugersee und der ChiemenHalbinsel 

 

Norwegen - Polarlichter über den Lofoten


 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Hurtigruten-Schiff MS Midnatsol vor Trondheim
 


 

 

 



Dietz + Dietz

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